Sage vom Alemanne-Teufel
Es begab sich zu einer Zeit, lange bevor die moderne Wissenschaft Einzug in das Leben und Denken der Menschen und der Gesellschaft hielt, bevor die Aufklärung die düsteren Gespinste von Aberglauben und Unglückszauber vertreiben und die Vernunft die Willkür und Machtgier kirchlicher und richterlicher Tribunale besiegen konnte.
Es begab sich zu eben jener dunklen Zeit, dass die Stadt Freiburg und die umliegenden Dörfer heimgesucht wurden vom schwarzen Tod. Elendig starben die Männer, die Frauen und die Kinder. Schwer getroffen von den Folgen der Pest, erschütterte eine lange andauernde Dürre die Bürger und Bauern.
„Wer hatte das getan?“, fragten Sie sich. „Wer hatte soviel Unglück über sie gebracht, wer hatte den Herrgott dermaßen erzürnt das er die Stadt so hart bestrafte?“, flüsterte es in den dunklen Gassen und stickigen Wirtsstuben. „Dazu ist kein Mensch allein fähig“ munkelte es auf dem Marktplatz und in den Waschstuben. „Es müsse jemand mit dem Teufel im Bunde sein, schwache Frauen, wahrscheinlich sogar viele von Ihnen, und sie leben unter unbescholtenenen Bürgern – HEXEN...“
Der Argwohn ging um in den verschlungenen Wegen der Vorstädte und innerhalb der Stadtmauern, jede konnte es sein – die Nachbarin, die immer so neidisch schaute oder die seltsame Witwe, die ohne Mann ein Geschäft führt, die schöne junge Küchenmagd – das ging nicht mit rechten Dingen zu.
Es dauerte nicht lange, da loderten die ersten Flammen über den Scheiterhaufen der angeblichen Hexen, die unter grausamster Folter gestanden hatten, auf einem gesalbten Besen zum Hexensabbat geflogen zu sein und sich dem Teufel hingegeben zu haben im Gegenzug für Schönheit, Besitz oder gut gehende Geschäfte.
Die Hinrichtungen häuften sich, und auf der anderen Seite, der dunklen Seite, begann sich jemand zu ärgern……
Die Seelen der unschuldig verurteilten und verbrannten Frauen waren für den Teufel nämlich für immer verloren, da Ihnen so großes Unrecht widerfahren war. Er konnte die Unschuldigen nicht holen.
So geschah es an einem düsteren, nebelverhangenen Novembermorgen, als sieben unschuldige Frauen bei lebendigem Leibe verbrannt wurden, dass im Augenblick der Befreiung Ihrer Seele das Feuer der Scheiterhaufen in Meterhohen Flammen empor schlug, sich zu einem riesigen Feuerwall vereinte und mit einem gewaltigen Donner explodierte.
Aus Donner und Rauch war der Alemanne-Teufel geboren, gesandt um die zu holen, deren Seelen er kriegen konnte – jene, die es verdient hatten, diejenigen, die ihre unschuldigen Mitmenschen der Hexerei beschuldigt und angeklagt hatten, diejenigen, die sie gefoltert und verurteilt hatten und diejenigen, die dieses Urteil vollstreckt hatten.
Es geht die Sage, dass dies die letzten Hexenverbrennungen waren, doch der Alemanne-Teufel kehrt seither jährlich wieder um böse Seelen aufzuspüren.